Einzelne Motive - Martins Ansichten » Oktaeteris

Uiuiui, die Welt lässt eine prominente Autorin über Zensur im Westen sprechen.
Was wohl als nächstes kommt? Ob die Welt-Journalisten demnächst darüber berichten dürfen, dass es Internetzensur nicht nur in den bösen Dikaturen China, Russland, Iran, Saudi-Arabien und gelegentlich in der Türkei gibt, sondern auch bei uns? Dass Google und YouTube zu den Hauptakteuren der Internetzensur im Westen gehören?

Im Jahr 2012 war Deutschland aus Sicht der Welt jedenfalls noch baby-blaues Meinungsfreiheits-Wunderland:
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...cht-zaehlt.html

"Am wenigsten eingeschränkt sind Zugang und Nutzung des Internets laut der Studie in Estland, den USA und Deutschland. Mit den größten Beschränkungen der Netzfreiheit haben hingegen die User in China, Kuba und Iran zu kämpfen", heißt es im Artikel.

In 2010 forderte ein Welt-Kommentator gar den Friedensnobelpreis für Google, weil sich der Konzern dem Zensuransinnen der chinesischen Regierung widersetzt haben soll:
https://www.welt.de/debatte/weblogs/Boes...uer-Google.html

Artikel neueren Datums zum Thema Zensur habe ich bei welt.de auf die Schnelle keine gefunden. Wird wohl daran liegen, dass es im Westen eben keine Zensur gibt.

Und jetzt auf einmal doch?
Ich kann mir das nur so erklären, dass man die 80-Jährige für ein bischen tüddelig oder aus der Zeit gefallen halten soll und man die Oma augenzwinkernd mal reden lässt.
Die letzten beiden Absätze des Artikels behandeln dann ja auch andere Themen.

Jo. Habe inzwischen rausgefunden, dass die deutsche Ausgabe des neuen Brunetti diese Woche erscheint. Ist also wohl als kleine Provokation zu verstehen, um Aufmerksamkeit für das Buch zu generieren.

Link mit Leseprobe

Band 32 der Brunetti-Reihe, worauf gleich auf der ersten Seite angespielt wird, wo es heißt:
"In der Mitte des Bretts sah er das vertraute Porträt von Proust, das vertraute Porträt von Proust, das vertraute Porträt von Proust."

Der Buchstabe P ist der 16. des Alphabets.
P + P = 16 + 16 = 32

Die Häufung von P-Initialen in dieser Weise ist allerdings nur in der deutschen Übersetzung zu finden, also dem Übersetzer zuzurechnen. Die Autorin ihrerseits bringt im Originaltext ein zweifaches P-Initial im ersten Absatz des Romans unter, wobei das zweite Initial im 32. Wort nach dem ersten erscheint.



(Quelle: Leseprobe)

Das kann man selbstverständlich für bloße Spielerei halten, die nichts weiter zu bedeuten hat. Da ich etwas tiefer blicke, was Zahlensymbolik und die mit ihr verbundenen Ideologien angeht, könnte ich mehr dazu sagen, will hier aber auch nicht den Rahmen sprengen, dessen was ihr wissen wollt und für möglich halten könntet.

Also: Falls Interesse an weiterführenden Hinweisen besteht, gebt mal Laut.

Martin, ich habe absolut keine Idee worum es geht, werde mich zunächst an der Diskussion nicht beteiligen und erstmal nur "zuhören".

Hallo Selberdenker,

ich werte das mal als eine vorsichtige Interessebekundung ;-)

Also, ich erzähle mal eine von mir frei erfundene Geschichte, die vor langer langer Zeit ihren Anfang nahm.

Im antiken Griechenland hatten einst die Städte und die sie umgebenden Regionen eine relativ große Autonomie. Das äußerte sich u.A. darin, dass sie eigene Jahreskalender benutzten, die sich in Konzeption der Zählung und der Benennung der Monate voneinader unterschieden. Diese Kalendersysteme sind uns heutigen nur noch in Bruchstücken bekannt und es herrscht unter den wenigen Experten großer Dissens, wie sie im Detail ausgesehen haben. Seit dem 19. Jahrhundert wird unter den Experten viel darüber spekuliert und konstruiert, weil eben wenig überliefert ist. Möglicherweise hatten auch die antiken Dichter und Geschichtsschreiber keine große Lust, sich mir der unübersichtlichen und komplizerten Materie auseinanderzusetzen. Als Beleg für die vielen Kalendersysteme gelten unter Historikern die Entlassungsurkunden von Sklaven, auf denen mehrere Datumsangaben verzeichnet sind, damit das Entlassungsdatum auch in anderen Regionen Griechenlands eindeutig verständlich war.

Die meisten dieser Kalender waren Mond-, Sonnen- oder kombinierte Sonne-Mond-Kalender. Die Regionen um Athen und Delphi aber benutzten einen kombinierten Sonne-Mond-Venus-Kalender, was ungewöhnlich war, denn die Venus spielt ansonsten in der Kalenderrechnung der Mittelmeerregion kaum eine Rolle.

Kein Wunder, denn die Lichterscheinungen am Himmel wurden als Erscheinungsformen der Götter oder als Zeichen dieser Götter angesehen und die Zyklen von Sonne und Mond erscheinen wie gemacht dafür, Taktgeber für eine Jahresrechnung mit 12er- oder 13er-Untergliederung durch den (Voll-)Mondtakt zu sein. Blöderweise passen die Zyklen von Sonne und Mond nicht exakt zueinander, sodass 12 Mondmonate zu kurz und 13 Mondmonate zu lang für das Sonnenjahr sind. Die Priester, die für die Himmelsbeobachtung und die Kalenderzählung zuständig waren, erklärten diese Inkongruenz damit, dass durch die Sündhaftigkeit der Menschen die ursprüngliche Harmonie des Kosmos durcheinandergeraten sei. Dass also am Beginn der Zeit, als die Menschen noch gottgefällig lebten (Goldenes Zeitalter), die Zyklen von Sonne und Mond exakt zueinander gepasst hätten. Sie erzählten den Gläubigen dazu die Geschichte von Sonne und Mond als ursprünglich sich liebevoll zugewandtem Geschwisterpaar. Ab dem Silbernen Zeitalter, mit Beginn der Sesshaftigkeit, begannen die Menschen, sich um Grundbesitz zu streiten, später Kriege zu führen (Eisen-Zeitalter). Um zur ursprünglichen Harmonie zurückzufinden, erklärten die Priester, müssten die Menschen den zuständigen Göttern das Kostbarste opfern, was sie besaßen - ihre Kinder. So wurden den Wandelstern-Göttern Kinderopfer dargebracht, um ihnen die Einsicht der Menschen in ihre Sündhaftigkeit zu beweisen und den Willen zur Umkehr auszudrücken.

Die Orakelstätte in Delphi - zunächst Kultstätte einer Erdgöttin mit Schlangen-Heros, später Apollon-Tempel) war über 2000 Jahre ein spirituelles Zentrum der mediteranen Welt. Ratsuchende kamen, um sich von den Orakelpriesterinnen mit Weissagungen helfen zu lassen. Als Gegenleistung brachten sie Opfergaben. In Delphi war seit früher Zeit ein 'Oktaeteris' genannter Sonne-Mond-Venus-Kalender in Gebrauch, dessen Zählung acht Sonnenjahre, also achtmal 365,25 Tage umfasste.
Die Grundstruktur war folgende:

Sonne: 8 x 365,25 Tage = 2922 Tage
Mond: 99 x 29,5 Tage = 2920,5 Tage
Venus: 5 x 584 Tage = 2920 Tage

Über die genaue Zählung der Monate herrscht bei den Forschern Uneinigkeit, gesichert ist wohl, dass die Jahre abwechselnd 12 und 13 Monate hatten. Wie man sieht, ergibt sich nach den acht Jahren eine Abweichung von anderthalb bzw. zwei Tagen zwischen Sonnensequenz und Mond- bzw. Venussequenz. Um dieses 'Auseinanderfallen' aufzulösen, hat man drei Kinder geopfert (eines für jede der drei zuständigen Planetengottheiten). Und die Priester erklärten nach dieser 'magischen Operation' die Sache für bereinigt und man begann mit einer neuen Acht-Jahres-Sequenz.

In späterer Zeit wurden zwei solcher Sequenzen zu einer 16-Jahres-Sequenz gekoppelt ('Doppelte Oktaeteris' oder 'Hekkaidekaeteris'), um wenigstens ganztagige Differenzen zu erhalten. Entsprechend wurden dann nach 16 Jahren 6 Opfer dargebracht.

[Fortsetzung folgt]

[@Leseratte: Ich habe nicht die Absicht, dir deinen Zensur?-thread zu entführen. Vielleicht kann man für das, was ich hier versuche zu entwickeln, einen eigenen thread einrichten? Mein Vorschlag: Oberkategorie 'Einzelne Motive', Unterkategorie 'Oktaeteris']

In der Fachliteratur ist auch von einer Vierfachen Oktaeteris die Rede, die eine Länge von 32 Jahren haben würde. Es ist umstritten, ob ein solches long-term-Kalenderkonzept tatsächlich in Gebrauch oder nur ein Gedankenspiel war. Die Doppelte Okaeteris soll jedenfalls in verbesserter Form (mit einem wegzulassenden Schaltmonat alle 160 Jahre) im antiken Griechenland sehr verbreitet gewesen sein.

Was hat das nun mit Donna Leons Roman zu tun?
Im ersten Satz verbindet die Autorin das Thema 'Kalender' mit der Symbolzahl 16, wobei sie auf eine alte Monats- und Wochentagsordnung zurückgreift:





- Der Monat November war ursprünglich - heißt im römischen Kalender - der neunte Monat des Jahres, wie der Monatsname ja sagt (lat. novem = Neun; vgl.
Wikipedia: "November").

- Die auf die Babylonier zurückgehenden Wochentagsnamen sind den damals bekannten Wandelsternen zugeordnet (vgl. Wikipedia: "Wochentag"). Die Woche begann ursprünglich mit dem Sonntag, sodass der Sonnabend / Saturday der letzte (siebente) Tag der Woche war.

Addiert man die dem Wochentags- und die dem Monatsnamen zugeordnete Zahl, ergibt sich 16 als Summe.

[Danke Leseratte.]


Wie ich der Inhaltsangabe entnehme, geht es in dem Buch weder um Kinder- noch um Ritualmorde. Es tauchen auch keine drei Leichen auf. Sollte es sich bei der auffälligen Anordnung von P-Initialen also lediglich um ein Spielchen von Autorin und Übersetzer um die Zahlen 16 und 32 handeln, das weiter keine Bedeutung hat?

Nun, etwas mehr ist da schon. Es sind allerdings eher unscheinbare Hinweise der Autorin auf Visuelles.

Hinweis I - Sri Lanka

Hinweis II - Pippi Langstrumpf

Zitat

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"Die Praxis, Klassiker wie Pippi Langstrumpf um rassistische Begriffe zu bereinigen, verglich Leon mit der Geschichtsklitterung des Kommunismus."

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Im Zentrum der Pippi Langstrumpf-Erzählungen stehen drei Kinder. Die etwa gleichaltrigen Geschwister Tommy und Annika haben ein harmonisches Verhältnis und sind, sehr im Gegensatz zu Pippi, eher brav. Für einen Kinderbuch-Illustrator, der den Oktaeteris-Kalender und den mit ihm verbundenen Kultus kennt, liegt es nahe, die Geschwister als Sonne und Mond in Harmonie darzustellen und die leidenschaftliche Pippi als Venus.

Ich werde morgen einige Bildbeispiele zeigen.

Die den Pippi-Langstrumpf-Erzählungen zugehörige Bildwelt erstreckt sich über Buch- und Spiel-Cover sowie die Real- und Zeichentrickfilme mit ihren zahlreichen Stills und Pressefotos. Die visuelle Darstellung des stärksten Mädchens der Welt und ihrer beiden Freunde ist nicht einheitlich, so unterscheidet sich insbesondere Pippis Kleidung in den Filmen von der auf den Covern.

In den Filmen ist sie häufig in den Farben Rot und Grün zu sehen, meist mit einem roten und einem grünen Strumpf. Diese Farben sind der römischen Göttin Venus zugeordnet. Rot, weil der Planet Venus rötlich leuchtet und als Morgenstern in der Morgenröte erscheint, daher die Zuordnung der Göttin zu Liebe (Herz) und Krieg (Blut). Grün, weil sie im antiken Rom als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde und dafür zuständig war, dass die Vegetation im Frühling grünte. Der Planet wird öfter durch einen Doppelstern dargestellt, weil er in der einen Hälfte seines Zyklus am Morgenhimmel zu sehen ist (Morgenstern), in der anderen Hälfte am Nachthimmel (Abendstern).




Das Cover der DVD-Ausgabe des Spielfims 'Pippi geht von Bord' (1969) zeigt die drei Kinder vor einem geschmückten Weihnachtsbaum. Die zwei Sterne über Pippi stellen die zwei Lichterscheinungen der Venus dar, Mond und Sonne lassen sich Tommy und Annika zuordnen.

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Die Göttin Venus / Aphrodite wird gelegentlich mit einer Gans abgebildet, weil die Füße bzw. Fußspuren der Gans einem Pentagramm ähnlich sind.
Das Pentagramm sinnbildet die fünf Begegnungen von Erde und Venus auf ihren Bahnen innert acht Jahren (vgl. Video).



links: Aphrodite-Statue mit Gans, rechts: Pipi mit Junggans (LP-Cover, 1972)

Auf Buchcovern, wo Pippi allermeist solo abgebildet ist (allenfalls begleitet von ihrem Äffchen oder ihrem Pferd), wird sie mit allen drei Wandelsternen zugleich attribuiert.

Ihr Rotschopf leuchtet für die Venus, wobei die zwei Zöpfe (bzw. die lichtweißen Schleifen) die zwei Lichterscheinungen der Venus (Morgen- und Abendstern) andeuten.

Das rechte Bein mit schwarzem Strumpf und weißem Strumpfband sowie weißem Koffergurt meint den Mond, der zwischen Schwärze (Dunkelmond) und Weiße (Vollmond) oszilliert.

Der Strumpf am linken Bein stellt mit den zwölf gelben Streifen auf dem Unterschenkel die Monate des Sonnenjahres oder die Wanderung der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen (im Laufe eines Jahres) dar.




Die blaue Unterhose mit den lichtweißen Punkten sinnbildet den Nachthimmel mit den 'Fixsternen', der in der Vorstellung des Altertums den sog. 'oberen Himmel' bildet.

Darunter - also den Menschen näher - befand sich der 'untere Himmel' mit den Wandelsternen, die Einfluss auf das menschliche Schicksal nahmen oder deren auffällige Bewegung als Hinweis der Götter verstanden wurden.

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Bevor ich weitere Bildbeispiele zeige, erläutere ich zunächst die Varianten der visuellen Darstellung der Oktaeteris, die sich mir in der Analyse mehrerer Dutzend Bild- und Filmbeispiele gezeigt haben.

Die Opferkinder, die häufig verhüllend durch Blüten oder Knospen, Engel, Vögel, Schmetterlinge oder auch Grabsteine und/oder Grabhügel dargestellt werden, sind fast immer zwischen zwei Zahlen-Repräsentationen positioniert.

Dabei ist die Doppelte Oktaeteris mit ihren zwei 8-Jahres-Sequenzen durch zwei Achten oder eine Acht und eine Sechzehn verzeichnet. Die weniger häufige Vierfache Oktaeteris durch zwei Sechzehnen.



Schematische Darstellung der Varianten


Die drei (manchmal vier) Opferkinder der Doppelten Oktaeteris sind meist durch Wandelstern-Attribuierungen markiert. So kann das Sonnen-Opferkind ein kräftiger Junge mit (Sonnenlicht-)blondem Haar sein, das Mond-Opferkind ein schmächtiger Junge mit dunklerem Haar und das Venus-Opfer ein Mädchen mit roten Attributen.

Das vierte Kind ist häufig kleiner oder von der Dreiergruppe abgesetzt am Bildrand dargestellt. Es ist entweder mit Saturn-Attributen (Farbe schwarz oder dunkelgrau, Quadrat, Zahlen 5, 15, 45) gekennzeichnet und verweist auf den römischen Gott Saturn als fünffachen Kindermörder, der quasi als Schirmherr der Opferung fungiert.
Oder es steht in Beziehung zum alle 160 Jahre abzuziehenden Schaltmonat. Dann ist es mit der kodiert dargestellten Zahl 160 versehen oder mit einer Sonnen-Repräsentation, die sich von rechts nach links bewegt oder nach links ausgerichtet ist und so die Rechenoperation der Subtraktion sinnbildet.

Die sechs Opferkinder der Vierfachen Oktaeteris sind weniger detailliert / besser zählbar dargestellt, etwa durch Knospen eines Rosenstockes.

Ein Geburtstag markiert den Beginn eines neuen (Lebens-)Jahres.

In jungfräulichem Weiß streckt das Pferd den Kopf durch die Fensteröffnung, als wolle es gleich ins Haus treten, die Schwelle überschreiten, die dem Gott Janus geweiht ist - dem Gott, nach dem der erste Monat des neuen Jahres benannt ist. So wie beim Janus eines seiner zwei Gesichter nach links - in die Vergangenheit - weist und eines nach rechts in die Zukunft, so ist eines der Pferdohren nach links geöffnet und eines nach rechts. Verlängert man die Senkrechte des Fensterrahmens, die die beiden Ohren trennt, nach unten, teilt sie die zwei roten Ballons, die einer liegenden Acht ähneln, von den 16 an einer Schnur gereihten dreieckigen Wimpeln.




Von den drei geröteten Früchten auf der Fensterbank lässt sich eine Achse zum Blumenstrauß und weiter zur Kugel auf dem Kannendeckel zeichnen. Diese drei Bildelemente veranschaulichen, was zwischen erster und zweiter 8-Jahres-Sequenz der Doppelten Oktaeteris geschieht.


Problem
Der Blumenstrauß stellt den 'Wildwuchs' der auseinanderdriftenden Sequenzlängen am Ende der acht Jahre dar. Weil er die Unordnung am Ende darstellt, steht er am Ende der Tischkante.

Magische Operation
Die drei geröteten Früchte auf der Fensterbank stellen verhüllend die drei Opferkinder dar, die den drei Wandelsterngöttern dargebracht werden.

Lösung
Das gleichseitige Dreieck zwischen Haarband (Venus), Kannenkugel (Mond am Nachthimmel) und Wimpelspitze (Sonne, Wimpel als Sonnenstrahlen) ist aus drei gleichlangen Linien konstruiert.
Sie stellen die nach der 'Magischen Operation' nun wieder gleich langen Sequenzen von Sonne, Mond und Venus dar.



Drei gleich lange Linien verbinden Sonne, Mond und Venus


Während die Opferung der drei Kinder nur 'zart' angedeutet wird, ist die Anspielung auf die Orakelstätte Delphi recht deutlich.

Unter den blutroten Ballons steht ein dreibeiniger Hocker mit einem Kissen, der einen Schlangenkopf mit heraushängender, roter Zunge darstellt.

Die delphische Orakelpriesterin wird in der Kunst häufig auf einem dreibeinigen Hocker sitzend abgebildet. Sie ist Priesterin der Schlangengottheit oder des Schlangenheros 'Python', weshalb sie 'Pythia' genannt wird. Das vor dem Schlangenkopf liegende Geschenk stellt eine Opfergabe des Fragestellers an die Python dar, wie sie bei Weissagungssitzungen mit dem Orakel üblich war.



Dreibeiniger Hocker, Schlangenkopf, Opfergabe


Abbildungen der Orakelpriesterin auf dem dreibeinigen Hocker finden sich in der Wikipedia im Artikel "Pythia".

Das Coverbild stellt also die gespiegelte Variante B der Doppelten Oktaeteris einschließlich Opferkultus dar.


Die folgende Abbildung zeigt die Orakelpriesterin mit dreibeiniger Opferschale und Schlangen.

Die drei am Rand der Schale angebrachten Speichenräder könnten die zyklischen Bewegungen von Sonne, Mond und Venus am Himmel darstellen.

Man beachte auch den 16 (!)-blättrigen Olivenzweig unter der Sonne [ = 16 Sonnenjahre], auf den sie blickt und um den sich schlangenhaft ein Band windet.



Pythia (?) mit dreibeiniger Opferschale und Schlangen (Vasenmalerei, Bildausschnitt, Quelle: EN-Wikipedia: "Orestes")

Bildunterschrift in der englischsprachigen Wikipedia:

"Orestes at Delphi flanked by Athena and Pylades among the Erinyes and priestesses of the oracle, perhaps including Pythia behind the tripod – Paestan red-figured bell-krater, c. 330 BC"

>> Große Abbildung <<

[@Leseratte: Mit dem Begriff 'Lesetagebuch' kann ich mich nicht so recht anfreunden. Wie wäre es, in der Sparte 'Literatur- und Sprachwissenschaft' ein Betreff 'Oktaeteris' einzurichten? Oder spricht etwas dagegen?]


Auf dem Cover einer anderen Oetinger-Ausgabe der Erzählung 'Pippi feiert Geburtstag' sitzt die Heldin selbst auf einem Stuhl, dessen Dreibeinigkeit durch das vorgelagerte Tischbein angedeutet wird. Sie ist hier selbst die Pythia, die den Rat der Götter empfängt und ihn exekutiert. Die Hand der linken Körperhälfte (= empfangende Seite) deutet in den Himmel, wo sich auf den beiden himmelblauen P-Buchstaben insgesamt 16 Sonnen-Repräsentationen finden (lichtweiße Punkte und sonnengelbe Blüten).



Buchcover Oetinger-Verlag

Die rechte Hand (rechte Körperhälfte = 'sendend', exekutierend) hält einen Omphalos-förmigen Kuchen mit den Köpfen der Opfer.
Von links nach rechts: Sonne, Mond, Venus und viertes Opfer. Dann wieder ein Sonnenopfer, an das sich auf dem Kuchenrund wieder Mond-, Venus- und viertes Opfer anschließen (wenn man sie denn sehen könnte).

Es werden hier also sechs Opfer angedeutet, was klarstellt, dass es hier um die Vierfache Oktaeteris geht.

Entsprechend findet sich auch die doppelte Sechzehn: Auf der Kanne ist eine achtblättrige Blüte abgebildet und die Kreise am Kannenhals zusammen mit der Deckelkugel fügen acht Kreisformen hinzu. Auf der daneben stehenden gefüllten Tasse ist ebenfalls eine achtblättrige Blüte zu sehen. Eine weitere Acht sucht man hier allerdings vergebens, wenn man nicht weiß, das in der Bildzeichensprache der visuellen Kunst des Westens eine ruhige Wasserfläche häufig eine Spiegelfläche meint. Ein Spiegel hat die Eigenschaft, die Gegenstände in seinem Umfeld durch das Abbild zu verdoppeln. Die Flüssigkeit in der Tasse spiegelt das Licht und lässt sich so als Verdopplungsfläche für die achtblättrige Blüte auffassen.

Zwischen den beiden 16er-Gefäßen erwarten wir nun eine doppelte Repräsentation von Sonne, Mond und Venus.




In der Mitte hinter den Gefäßen bilden die lichtweißen Punkte auf der Unterhose die drei Wandelsterne ab: Sonne (vollrund im Vordergrund), Mond (zu- und abnehmend) und Venus (in Sichelform, wie sie auch zeitweise am Himmel erscheint, und von zwei spitzen Winkeln umgeben, die zwei Venus-Pentagramme andeuten).

In der Mitte vor den Gefäßen stellen die kugelrunden, von weiß (= fahles Mondlicht) und gelb (= Sonnenlicht) grundierten Augen des Äffchens den Regenten des Tages und den der Nacht dar. Darüber gibt das rötlich gefärbte, kreisrunde Zierelement am Hut die Venus ab. Sie ist von fünf spitzwinkligen Zotteln umgeben, die das Venus-Pentagramm andeuten.

Pippis Armgesten ließen sich auch lesen als: 'Seht her - ich, die Pythia, schicke die Menschenopfer gen Himmel (= töte sie auf die richtige Weise rituell, sodass sie von den im Himmel wohnenden Göttern angenommen werden)'.